Geschichte des Rhodesian Ridgeback
Der Hund, der aus der Wärme kam
Von Annemarie Schmidt-Pfister
Beim Rhodesian Ridgeback handelt es sich um den einzigen Hund aus dem südlichen Afrika. Gemäss den Bestimmungen der F.C.I. ist die Rasse in der Gruppe 6 der Laufhunde eingeteilt. Der Standard von KUSA (Kennel Union South Africa) und ZKC (Zimbabwe Kennel Club) ist bei der F.C.I. unter der Nummer 146 registriert.
Die Abstammung des Rhodesian Ridgebacks
Der heute so kraftvoll und elegant wirkende Rhodesian Ridgeback ist der Nachfahre von weitaus weniger ansehnlichen Hunden, die als Begleiter der Khoi San (früher Hottentotten genannt) ein Leben in enger Verbindung mit der Natur meisterten. Aus dem 17. Jahrhundert, als portugiesische Seefahrer als erste Weisse an der Südspitze von Afrika an Land gingen, liegen Berichte über "hässliche Hottentotten-Hunde mit verkehrt wachsendem Rückenhaar" vor, die "mehr Schakalen als Hunden glichen, aber überaus brauchbar und treu ihren Herren dienten und dabei einen wilden Mut vor Löwen zeigten".
Ein bewährter Wachhund und Jagdhelfer
Die weissen Siedler führten in der Folge einen Gebrauchshund mit sich, der aus Kreuzungen dieser einheimischen "Hottentotten-Hunden" mit den eingeführten Hunden der Siedler entstand und meistens einen Rückenkamm trug – dieser "Ridge", bestehend aus längeren, gegen die Normalrichtung wachsenden Haaren, wurde zum Markenzeichen. Diese sogenannten "Boer"-Hunde (Bauernhunde) bewährten sich nicht nur als Wächter der Farmen und Herden, sondern auch als Jagdhelfer im Busch. Überleben konnten in dem heissen, trockenen Klima und in der harten Auseinandersetzung mit einer wilden, ungezähmten Natur nur die Stärksten und Fähigsten – bei Mensch und Hund!
Die Geburtsstunde des Rhodesian Ridgebacks
Als im damaligen Rhodesien der Grosswildjäger Cornelis van Rooyen sich von seinem Freund, dem Missionar Charles Helm zwei dieser Ridge-tragenden Hunde auslieh, welche dieser vom Kap mitgebracht hatte, schlug sozusagen die Geburtsstunde der heutigen Rhodesian Ridgebacks: Die aus Paarungen mit van Rooyens eigenen Hunden stammenden "Van Rooyen Lion Dogs" erwiesen sich als hervorragende Jagdhunde und waren bei Farmern und Jägern begehrt. Sie wurden in kleinen "Meuten" von meist zwei bis vier Hunden eingesetzt, und ihre Aufgabe war es, Leoparden und Löwen, aber auch anderes Grosswild wie Antilopen oder Büffel aufzuspüren und so lange abzulenken bzw. "festzuhalten", bis der Jäger zum Schuss kam. Dabei mussten die "Lion Dogs" nicht nur ausdauernd, sondern vor allem auch schnell und wendig sein, um den Pranken des Löwen zu entgehen - wer es nicht war, hatte keine grosse Lebenserwartung!
Bis heute hat sich der Rhodesian Ridgeback dieses vorsichtige "Auf-Distanz-Gehen", dem er oftmals sein Leben verdankte und das mit Ängstlichkeit nichts zu tun hat, bewahrt.
1922 gründete Francis R. Barnes in Bulawayo einen Zuchtclub für die "Lion Dogs" oder "Pronkrugs" (Prunkrücken), wie die Hunde manchmal auch genannt wurden. Nach dem Vorbild der Dalmatiner erarbeitete er einen Standard, der 1926 international anerkannt wurde. Immer mehr Rhodesian Ridgebacks – wie man die Rasse von diesem Zeitpunkt an offiziell nannte – wurden in den Zuchtbüchern des Clubs registriert und verbreiteten sich im gesamten süd- und ostafrikanischen Raum. Und nicht nur da: Im Gefolge rückreisender Europäer kam der Rhodesian Ridgeback in den Vierziger- und Fünfzigerjahren auch nach Europa, wo der Hund mit dem merkwürdigen Rückenkamm zuerst in England und dann auch in der Schweiz, in Deutschland, Holland und Skandinavien Aufsehen erregte und immer mehr Anhänger fand.
Anpassung und Wesen des Rhodesian Ridgebacks
War es in den Anfängen noch schwierig, Welpen zu platzieren, hat sich das mittlerweile geändert. Heute ist der Rhodesian Ridgeback als Jagd- und Wachhund, vor allem aber auch als Sportkamerad und Familienbegleithund in Europa, Nordamerika und Australien hoch geschätzt, und Freunde der Rasse warten nicht selten recht lange auf einen Welpen. Obwohl ein Hund, der "aus der Wärme kam", hat sich der Rhodesian Ridgeback den unterschiedlichen Gegebenheiten anderer Klimazonen erstaunlich gut angepasst. Trotz des entbehrungsreichen Lebens während der Pionierzeit in Afrika und der harten Auslese die damals stattfand, ist der Rhodesian Ridgeback längst nicht der harte Bursche, als der er manchmal erscheint oder von solchen dargestellt wird, die die Rasse nicht kennen. Er ist weder ein "Sklavenjäger" noch passt er zum Klischee der "White Hunter" aus der Kolonialzeit, die angeberisch mit ihren Jagdtrophäen posieren.
Tief in seinem Innern ist der Ridgeback im Gegenteil ein "Sensibelchen", das auf harte, ungerechte Behandlung mit Verweigerung reagiert und eine liebevolle, wenn auch konsequente Hand braucht. Der empfindsame Hund "denkt mit" und stellt sich bei unsinnigen Befehlen oft stur – Kadavergehorsam liegt ihm nicht und für Schutzdienst ist er in keiner Weise geeignet! Artgerechte sportliche Herausforderungen hingegen liebt er, z.B. Fährtenarbeit, Coursing, Mantrailing oder Agility, und er verfügt über einen natürlichen Schutztrieb, auf den man in jeder Gefahrensituation zählen kann – das berühmte "Tröpfchen Löwenblut", das angeblich in seinen Adern fliessen soll. Sieht der Rhodesian Ridgeback den Sinn einer Handlung ein, die man von ihm fordert, wird er für seinen Menschen jederzeit durchs Feuer gehen!